Die Symbiose aus YouTube und Vine

Das Internet. Ein Leben ohne es scheint in westlichen Ländern kaum mehr möglich zu sein. Wir beschaffen uns unser Liebensleben darüber, buchen unseren Urlaub und können durch die Vernetzung Distanzen von tausenden von Kilometern zumindest gefühlt durch einen Swipe überbrücken. Daher ist auch der neue Wandel gut nachzuvollziehen, der sich gerade in der Musik- und Fernsehszene vollzieht.

Seinen derzeitigen Höhepunkt hat dieser Trend in dem neuen Beginner Video „Es war einmal“. Dort rappen die drei Hanseaten in gewohnt entspannter und näselnder Manier über die gebastelten Beats. Nun ist es schon seit der Zeit als MTV noch wichtig war so, dass ein Song mit dem richtigen Video noch eine viel größere Reichweite bekommen kann. Der Strategie schlossen sich auch die Beginner an. Jedoch zeigen sie kein Konzeptvideo, in dem sie ein Musikvideo wie einen klassischen Film darstellen, sondern sie richten sich nach den neuen Sehgewohnheiten. Es ist sicherlich kein Zufall, dass die beiden tragenden Säulen in dem neuen Video große Überschneidungen mit den Erfolgskonzepten von YouTube und Vine haben.

Ein wichtiges Feature von YouTube, um Klickzahlen zu generieren, ist die Cross-Promotion mit anderen YouTubern. Die Reichweite durch Cross-Promotion hat immensen Einfluss auf den Erfolg eines Kanals und YouTube ist sich dessen bewusst und informiert seine Content-Creator gerne darüber. Vine hingegen verfolgt ein anderes Erfolgsrezept. Dort ist es nicht die Kollaboration mit anderen Kanälen, sondern die Ausschüttung von Glückshormonkaskaden, indem Videos  von wenigen Sekunden länge gezeigt werden. Die Länge dieser Videos und die Menge an Informationen scheint perfekt auf unsere Gehirne abgestimmt zu sein. Das Video ist lang genug, um den Inhalt zu verstehen und kurz genug, sodass man sich schon bald auf neuen Inhalt freuen kann, sollte einen das derzeitige Video nicht gefallen. Normalerweise swipen, bzw. wischen wir durch Bilder und holen uns dadurch immer wieder neue Glückshormonkaskaden. Vine ging einen Schritt weiter und zeigt uns aneinander gereihte Bilder.

Wenn man diese beiden Konzepte auf das Video der Beginner anwendet, dann ist der Erfolg des Videos sehr schnell nachzuvollziehen. Zum einen nutzt es die Zusammenarbeit einer großen Runde illustrer deutscher Persönlichkeiten und verpackt dieses auch noch in gehringerechte Stücke, sodass wir sie munter herunterschlucken. Sie haben die Symbiose aus den derzeit erfolgreichsten Strategien vollzogen.

Sie sind mit diesem Konzept in bekannter Gesellschaft. So verwenden Deichkind, Böhmermann, Jennifer Rostock und auch Circus Halligalli (ab Min 09:22) diese Idee. Es scheint, als wird sich bald eine neue Welle an Videos in unseren Social Media Feeds breit machen und sie werden folgendes Credo haben:

Zeige möglichst viele Menschen in deinem Video, aber zeige sie alle nachheinander, um die Menschen bei Laune zu halten. Der Inhalt kann ruhig etwas in den Hintergrund treten. Denn nichts hält uns besser vorm Bildschirm, als die Verbindung von den derzeit zwei stärksten Seditativa.