Vorboten des Stillstands

Die deutsche Gesellschaft steckt derzeit mitten in einem Wandel. Dieser Wandel wird jedoch nicht dazu führen, dass sich etwas ändert, sondern dass der Status Quo bestehen bleibt.

Würde man einen Ausländer über deutsche Stereotype abfragen, dann kämen neben den Klassikern wie „Lederhosen, Bier und Bratwurst“ vielleicht aber auch der Begriff der German Angst zum Vorschein. Jede Art eines Stereotyps sollte mit Vorsicht genossen werden, wobei ich denke, dass in diesem vielleicht ein Quäntchen mehr Wahrheit enthalten ist. Deutschland ist ein Land, das durch Vorschriften & Regeln geprägt und organisiert wird. Dieses Konzept scheint auch erfolgreich zu sein, wenn man sich die Wirtschaftsstärke Deutschlands oder aber internationale Indizes wie den Human Development Index vergegenwärtigt.
Das Problem, das durch diese Art der Gesellschaftsorganisation entsteht, ist, dass die Menschen einen Hang, bzw. eine Vorliebe dafür entwickeln, alles in strengen Prozessen zu organisieren. Diesem Konzept kann man ambivalent gegenüberstehen, jedoch ist nicht zu bestreiten, dass es dazu führt, dass Abweichungen von der Prozedur gemieden, wenn nicht gar aktiv bekämpft werden. Neuerungen werden als beängstigend empfunden und vielleicht ist dies einer der vielen Ursachen, weshalb es den Stereotyp der German Angst gibt.
In einer internationalen Gesellschaft, die das Prinzip der stetigen und immer schnelleren Veränderung schon fast zur Maxime erhoben hat, kann diese Zukunftsangst eine Last für eine Gesellschaft sein.

Wie weiter oben beschrieben, scheint es bisher jedoch noch genügend Deutsche gegeben zu haben, die dafür sorgten, dass Deutschland diesen Wandel mitgemacht hat – wenn auch vielleicht widerstrebend (Man möge sich die Verweigerung der Deutschen Bank zur Einführung von Schreibmaschinen Ende d. 19. Jhd. vergegenwärtigen).

Ich glaube aber, dass dieser (freier) Wille in Zukunft abnehmen wird. Nahezu alle Großbauprojekte werden mit Vehemenz verhindert, wie z.B. der Umbau des Stuttgarter Bahnhofs, Stromtrassen oder die Umlegung des Bahnhofs-Altona in Hamburg, um nur einige zu nennen. Natürlich ist es gestattet, sich in einer Demokratie zu organisieren und seinen Unmut zu äußern. Mittlerweile scheint es aber schon so weit zu gehen, dass die Ausschreibung von Naturschutzgebieten zu progressiv ist und bekämpft gehört. Diese Abneigung gegenüber Veränderungen – ob gut oder schlecht – scheinen nur Vorboten zu sein. Denn Fakt ist: Deutschland alter. Rasant. Schon jetzt gehört Deutschland mit zu den ältesten Nationen der Welt – nur noch überholt von Japan.
Dies wird dazu führen, dass Themen für alte Menschen überproportional wichtig werden. Gleichzeitig ist auch bekannt, dass ältere Menschen eher dazu neigen, alles beim Alten belassen zu wollen, anstatt etwas Neues zu wagen.

Das ist als Korrektiv einer Gesellschaft in Ordnung, solange es mehr Junge als Alte gibt. Dies Verhältnis scheint jedoch derzeit zu kippen und zeigt bereits erste Auswirkungen.

All diese diffusen Ängste scheinen in der AFD zu kulminieren. Die Partei steht für eine Rückwärtsgewandtheit und zieht dementsprechend auch das Klientel an. Also vor allem ältere Menschen. Es bleibt offen, wie stark die AFD als politische Macht werden wird und ob sie ihre Ziele in reale Gesetze umwandeln kann.
Diese Entwicklungen sind alles Vorboten für den immer stärker werdenden Widerstand gegen Wandel und Veränderungen. Es wird immer schwerer werden, Neuerungen wie selbstfahrende Autos, E-Health oder E-Banking flächendeckend durchzusetzen.

Wenn wir alten Menschen nicht verdeutlichen können, dass Veränderungen auch für sie gut sein können, dann werden es die Jüngeren schwer haben, in dieser Welt mitzukommen.

Den antiken Griechen war dieses Problem schon bekannt und sie haben es in einem wunderbaren Aphorismus festgehalten:

A society growths great when old men and women plant trees whose shade they will never sit in.

Nehmen wir uns an ihnen ein Beispiel.

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