Das Problem mit den Haushaltshelfern

Seit einiger Zeit besitzen wir eine Spülmaschine. Bis zu dem Zeitpunkt hatten meine Frau und ich die Abmachung, dass die bekochte Person als Austausch den Abwasch machen muss, was zumeist ich war. Ich emfpand das persönlich jedoch nie schlimm, auch wenn das Abwaschen gerne als lästige Tätigkeit angesehen wird. Jetzt, wo wir vermehrt die Spülmaschine nutzen, wird mir klar, dass solche simplen Tätigkeiten kleine Oasen im Alltag sind. Denn sie erlauben es, sich mit sich selbst zu beschäftigen.

In unserer durch mediale Stimuli geprägten Welt, gibt es kaum noch Momente, die der Geist zum Leerlauf nutzen kann, doch sind diese Phasen für den Kopf essentiell, um sich neu zu struktieren und neue Verbindungen im Kopf einzugehen. Das ist auch einer der Gründe, weshalb einem Ideen meistens dann einfallen, wenn man spazieren geht, duscht oder kurz vorm Einschlafen ist. Diese Momente bieten dem Gehirn die notwendige Ruhe. Doch werden diese Leerlaufphasen nicht nur durch Smartphones, Fernseher und co. weniger, sondern auch durch unsere Haushaltshelfer.

Die Helferli

Ganz klar, sie sind praktisch. Rasenmäherroboter, Staubsaugroboter, Spülmaschinen, Waschmaschinen und Fertiggerichte nehmen uns eine Menge Arbeit ab und ich bin auch kein Verfechter davon, alles immer per Hand machen zu müssen. Doch schenken diese Helfer uns Zeit, die wir nun anders füllen müssen und das kann sich als schwierig gestalten. Denn die Verführung, mit der gewonnenen Zeit einfach mehr zu surfen oder mehr fernzusehen ist groß. Diese Option ist immer die Einfachere, da wir sofort befriedigt werden. Es muss nun aktiv eine Umgebung geschaffen werden, um sich zu entspannen und damit meine ich, in sich ruhend. Wann ist das letzte Mal gewesen, dass Ihr einfach auf der Couch lagt und nachgedacht habt? Wenn es euch so ergeht wie mir, dann ist es vermutlich schon ziemlich lange her. Wir können schon fast gar nicht mehr ohne Erregung leben, da wir unsere Aufmerksamkeit gehackt haben.

Deswegen plädiere ich nicht für eine Medienkompetenz, sondern für eine Haushaltshilfenkompetenz. Natürlich, auf den ersten Blick sind es Helfer und gut gemeinte Idee, doch das Gegenteil von gut ist bekanntermaßen gut gemeint. Ich persönlich finde es mittlerweile ganz schön, wenn wir etwas aufwendiger kochen. Ich kann schnibbeln und entspannt dem Radio zuhören (Ich habe auch das Gefühl, dass das Radio die Aufmerksamkeit nicht so stark bindet wie der Fernseher oder das Smartphone. Mir scheint, als würden die visuellen Informationen mit mehr Aufwand prozessiert werden als die Auditiven). Dann habe ich danach Zeit, ganz entspannt abzuwaschen und meinen Gedanken nachzugehen und mit Ideen und Eingebungen wieder zurückzukommen, wie diesem Blogeintrag.

Lebenslanges Lernen und Udacity

Früher gab es mehr Arbeitsfelder, die noch nicht durch neue Technologien umgewälzt wurden und sich dadurch über die Jahre kaum geändert haben. Dies hat sich mittlerweile komplett gewandelt und es ist gefühlt schon fast ins Gegenteil gekippt. Es gibt Arbeitsfelder, die sich so schnell erneuern, dass sie binnen kurzer Zeit entstehen, um alsbald darauf wieder obsolet zu werden. Um bei diesem rapiden Wandel mitzuhalten, hat sich das Konzept des lebenslanges Lernen etabliert, bzw. wird es propagiert. Es ist ein Begriff, um allen Menschen klar werden zu lassen, dass es nicht mehr genügt, einfach brav seine Arbeit zu erledigen und kann durchaus als Imperativ ausgelegt werden. Frei nach dem Motto: Wenn du dich nicht anstrengst, hast du die daraus resultierende Last selber zu tragen!

Dadurch wird Druck von „oben“ ausgeübt, der jegliche selbständige Lernfreude zerstört und die geschürte Angst erstickt jeden Lernwillen im Keim. Dies ist meiner Meinung nach eine vertane Chance, da Menschen, egal in welchem Alter, gerne etwas neues lernen.

Günstige Voraussetzungen fürs Lernen

Um wirklichen Lernerfolg zu ermöglichen, müssen unter anderem folgende Bedingungen erfüllt sein:

  1. Die Person sollte intrinsisch am Thema interessiert sein.
  2. Die Person sollte sich den Inhalt autodidaktisch erarbeiten.
  3. Das Lernmaterial sollte niederschwellig zur Verfügung stehen.

Nichts scheint den Lernerfolg mehr zu behindern, als das Gefühl etwas aus Druck und Angst durchführen zu müssen. Diese Gefühle sind aus evolutionsbiologischer Sicht essenziell, sicherten sie doch unser Überleben. Jedoch lassen sie unser Gehirn in einem primitiven, bzw. abgesicherten Modus laufen, um sich einer zeitgemäßeren Analogie zu bedienen. In so einem Zustand ist das Arbeiten deutlich erschwert, bzw. nicht möglich. Nur wenn das Gehirn Interesse an etwas empfindet, ist es gewillt, sich damit zu beschäftigen und das manchmal so intensiv, dass man die Zeit dabei vergisst.

Das Gehirn eignet sich neue Fähigkeiten an, indem es das zu Erlernende durch synaptische Verknüpfungen im Gehirn abbildet. Dies geschieht am besten, wenn dieser Prozess mehrmals durchgeführt wird, sodass sich die neue Information ins Gehirn gräbt und kortikale Karten entstehen. Aufgrund dieser Tatsache hat das autodidaktische Lernen einen meiner Meinung nach immensen Vorteil. Um sich etwas selber beizubringen, ist die Person gezwungen, sich auf unterschiedlichen Wegen dem Problem zu nähern. Dies führt wiederum dazu, dass diverse Bereiche des Gehirns aktiviert werden. Dieses verteilte Denken bedingt, dass Areale des Gehirns miteinander kommunizieren, die ansonsten nicht miteinander in Verbindung treten würden, was eine der Voraussetzungen für Kreativität ist.
Um es in den Worten von Isaav Asimov zu sagen:

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass autodidaktisch erworbenes Wissen, die einzige Art von Bildung ist, die es gibt.

Wenn die Person Interesse an einem Thema hat und sich damit beschäftigen möchte, steht sie vor dem Problem der Inhaltsbeschaffung und hier kommt die Technologie ins Spiel.

Niederschwelligkeit als Empowerment

Mit jeder neuen Technologie gab es auch immer wieder die Idee, diese zu nutzen, um das Lernen zu vereinfachen und die Menschen damit zu „empowern“, wie z.B. mit den Telekollegs. Durch das Internet ist diese Möglichkeit nun potenziert und gleichzeitig deutlich niederschwelliger, da nahezu jeder Mensch einen Internetzugang hat und zu fast jedem Thema in kürzester Zeit viel in Erfahrung bringen kann.

Der Ansatz, all diese Vorteile auf einer Plattform zu vereinen, scheint nur logisch, weshalb sich Anbieter wie Udacity gegründet haben.

Udacitys Konzept und (Lern)erfolg

Meiner Meinung nach verbinden Anbieter wie Udacity die oben genannten Punkte, weshalb der Lernerfolg sehr groß ist. Durch die hohe Qualität des Infomaterials wird einem schnell ein Einstieg ermöglicht. Udacity setzt auf kurze YouTube Videos, die es einem erlauben, ein Thema mehrmals anzuhören. In diesen kleinen Blöcken wird einem das Wissen vermittelt, dass dann in Übungen sofort vertieft wird. Dies hat einen immensen Vorteil gegenüber der klassischen Unterrichtsweise an Unis, wo ein 90-minütiger Vortrag gehalten wird, dem nach einer halben Stunde schon nicht mehr gefolgt werden kann. Darüber hinaus erhält jeder Kursteilnehmer einen eigenen Mentor, der einem bei Problemen hilft.

Durch Plattformen wie Udacity ist es möglich, sich mit einen Interessengebiet zu beschäftigen, sich diesem autodidaktisch nähern und dies auch noch mit sehr wenigen Materialien bewerkstelligen kann. Es ist nicht verwunderlich, dass diese Konzepte so erfolgreich sind.

Solche Plattformen vereinfachen es, sich ein Leben lang zu bilden, denn wie Asimov es schon sagte:

People think of education as something you can finish.

Das hat aber noch nie gestimmt.