If you’re happy and you know it…

Recently I cam across an idea, which I thought would be interesting to investigate. I have been living in the north of Germany for the majority of my life and if you live up here, you know that the north tends to percieve itself as more happy than the rest of Germany. There is no real satisfying answer as to why this is, because the general approach of using the income as a rough proxy for happiness is out of line here, for the average net income is below the national average. So we just have to take it at face value.

However another outlier is the below average election outcome of the German right-wing party among the northern states. This caught my interest and I did a bit of research and some data analysis whether there is a correlation between percieved happiness and right-wing support. Checking the percieved happiness level of all the states in Germany (omitting Bremen) against the election outcome shows a clear trend between these factors. You can see the graph below.

What does it mean?

I find this correlation quite interesting. Now, since correlation does not imply causation, we can’t say being unhappy will lead you to sympathise with right-wing politics, or that supporting right-wing politics will leave you with a sinister outlook (even though this is what they try to achieve), however it does show a strong connection between them.

Maybe this trend can give a little insight as to how one can diminish the influence of right-wing support within the nation. Instead of trying to fight fire with fire (or shouting with shouting), we could try to increase the percieved happiness of the entire population and the allure of the right-wing loses its grasp.

So, maybe free yoga for everybody?

The Oligopoly of Everything

If you take a look around and see the amount of choices you have in your everyday life, you might think they are limitless. There seems to be an endless supply of possibilities to choose from, whether it is ice cream, cars, movies or even schools and colleges. However, I do feel like this bouquet of choices is a misconception. If you take a deeper look at things, you won’t find an endless supply of choices, but rather an option from less than five.

Before I go deeper into things, I want to shed some light on the italian scientist, Vilfredo Pareto. He discovered and described an interesting distribution, which is now known as the pareto-distribution. While studying the real-estate ownership in Italy, he noticed that roughly 20% of the population own about 80% of the property. This distribution is found in other aspects of life, as well, for instance in health-insurance, where 20% of the people are causing 80% of the cost, wealth distribution, where 10% own more than 90% of the wealth, and the quality of work output among individuals, indicating that fewer people contribute considerable more than the rest. There is a law underlying human actions, rendering only a few responsible for the majority of something.

Within an economic context the above mentioned principle is referred to as an oligopoly. Contrary to the conception of having an unlimited reservoir of choices, I believe we only have an oligopoly of choices. Below is an uncomplete list illustrating the concept for a lot of subjects.

  • Crops (wheat, oats, maize, rice)
  • Farm Animals (cattle, pigs, chicken, sheep, goats)
  • Pets (dogs, cats, hamster, guinea pig)
  • Trees (pine, spruce, beech, oak)
  • Cell Phones (Apple, Samsung, Huawei)
  • Cruise Ships (Carnival, Royal Caribbean, Norwegian)
  • Lemonade (Coke, Pepsi)
  • Fast-Food (McDonald’s, Burger King)
  • Beer (ABInBeV, Carlsberg, Heineken)
  • and many more

A tendency of limiting the available choices to only a few exist. Maybe this has to do with the factor that humans can only process groups of objects of up to five easily. We are not designed to choose from endlessness, even if this is what we are being told everyday.

Migrationshintergrund – Wer ist hier Migrant?

Auf einer italienischen Insel haben 1941 drei Gefangene die Idee von Europa erdacht und es im Manifest von Ventotene niedergeschrieben. Im Angesicht der Zerstörung und den Qualen, die die Völker Europas immer wieder über sich gebracht haben und die im zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt fanden, wollten sie ein gemeinsames Europa entwerfen, das für Gleichheit sowie Bruder- und Schwesternschaft steht.

Mit dem heutigen Wissen kann mit Fug und Recht konstatiert werden, dass diese Idee eine Erfolgsgeschichte ist. Über 70 Jahre Frieden und Wohlstand für Europa und dennoch gibt es einen Punkt, der mich stört. In Deutschland gibt es meiner Meinung nach einen Begriff, der die Kraft dieser Idee schmälert: Der des Migrationshintergrunds. Immernoch wird durch die Anwendung dieses Begriffs den Bürgern Europas ein Stigma angehaftet. Von den knapp über 81,7 Millionen Menschen in Deutschland haben 19,8 Millionen einen sogenannten Migrationshintergrund, also nicht ganz 25 Prozent. Von diesen 25 Prozent sind aber 36 % Menschen aus der EU!

Ein bürokratisches Stigma

Doch wie kann es sein, dass man den EU-Bürgern, dieses Stigma anhaftet? Denn der Begriff des Migrationshintergrunds ist schon lange durch die euphemistische Tretmühle und ist mittlerweile konnotiert wie der Gastarbeiter früher. Dabei ging es doch in Europa darum, dass wir uns einen und nicht fadenscheinige Unterschiede suchen, die eigentlich eher zu vernachlässigen sind. Wenn man ehrlich ist, ist es doch so, der kulturelle Unterschied innerhalb eines Landes ist oftmals größer als zwischen den Ländern. Das Leben in Flensburg ist um einiges anders als das Leben in Garmischpartenkirchen. Das ist auch klar, aber dennoch hätte ein Flensburger keinen Migrationshintergrund, wenn er nach Südbayern zieht. Der Österreicher, der nach Bayern zieht aber schon. Nicht zu vergessen, dass es de jure schon vorgesehen ist, dass alle Europäer einen europäischen Pass haben und somit Unionsbürger sind und dadurch auch gleichwertig sein müssen. Ganz zu schweigen von der allen Unionsbürgern zustehenden Diskriminierungsfreiheit. Wie kann es also sein, dass ein Franzose, der in Deutschland arbeitet, einen Migrationshintergrund hat, der Schwabe, der in Mecklenburg-Vorpommern lebt, aber nicht?

Lasst uns die Idee Europas ernstnehmen und nicht immer nach großen Unterschieden suchen, wo höchstens Kleine sind. Oder wie die drei Gefangenen es in Ihrem Originaltitel festgehalten haben: Per un’Europa libera e unita. Progetto d’un manifesto. Auf deutsch: Für ein freies und vereintes Europa. Projekt eines Manifests.

Der Geist auf der Oberfläche

Es ist schon bald müßig, darüber zu reden, dass das Smartphone die Welt verändert hat und es auch weiterhin macht. Wie bei jeder technologischen Umwälzungen gibt es auch hier Unkenrufe, die all das Schlechte im Neuen hervorheben. Doch die Welt war schon immer im Wandel begriffen und wird es auch bleiben. Wenn genügend Zeit vergangen ist, kann man diese Beschwerden mit einem Schmunzeln quittieren.

Im Falle des Smartphones ist es jedoch anders, da die Folgen der Veränderung viel tiefgreifender sind.

Vor knapp über 10 Jahren gab es keine Möglichkeit, jeglichen Anflug von Langeweile durch einen schnellen Griff in die Hosentasche abzuwenden. Jetzt heißt es: Warten auf den Bus? Handy raus. Warten an der Supermarktkasse? Handy raus. Warten an der Ampel? Handy raus. Diese Art der permanenten Zerstreuung stört nicht nur unsere Konzentrationsfähigkeit und lässt uns zu Push-Notifikation-Junkies werden, sie führt auch dazu,  dass sich der menschliche Geist vom Körper entkoppelt.

Die permanente Zerstreuung erschwert es ungemein, innezuhalten und dem Kopf Freiraum zu geben. Nur in diesen entspannten Zuständen entsteht aber die Möglichkeit, über sich selbst nachzudenken, sich selbst wahrzunehmen und neu zu strukturieren. Die Erfassung der Welt und Umwelt geschieht in diesem Fall egozentrisch. Wir betrachten unsere Umgebung und haben somit die Verständnishoheit über sie.

Die Wahrnehmungsänderung

Durch das Smartphone wird dieser Weg der Perzeption umgedreht. Nicht mehr wir erkennen die Welt und erklären Sie uns, sondern wir schauen nur noch auf eine leicht spiegelnde Oberfläche und nehmen vorverarbeitete Konzepte auf. Jemand anders hat sich bereits Gedanken gemacht, wie wir eine Information wahrnehmen und verarbeiten sollen und präsentiert sie uns dementsprechend. Hier kann natürlich eingeworfen werden, dass dies bei Zeitungen und dem Fernseher unwesentlich anders ist, aber die permanente Verfügbarkeit des Smartphone ändert alles. Zum einen ist Lesen ein deutlich aufwendiger Akt als Fernsehen oder auf ein Smartphone zu gucken (Dies ist einer der Gründe, weshalb diese Aktivität einer der besten Möglichkeiten ist, um FLOW zu erfahren), zum anderen ist der Fernseher an einen festen Ort gebunden, das Smartphone hingegen nicht.

Mir kommt es so vor, als befände sich unser Geist nicht mehr in unserem Kopf sondern in unserer Hand. Durch diese passive Haltung wirkt die Welt wie ein Buffet, von dem man sich einfach bedienen kann, anstelle eines Kochfelds, auf dem man nahezu unbegrenzte Möglichkeiten der Kreativität hat.

Die kreative Schöpfungsader des Menschen ist jetzt noch viel stärker unter Beschuss als sie vielleicht ohnehin schon immer war. Um sich der Analogie des Homo Oeconomicus zu bedienen: Die Menchen müssen vom homo consumendo wieder zu einem homo creando werden, auch wenn dies viel anstrengender ist.

Denn nur wer die Hoheit über seinen Geist hat, hat auch die Hoheit über die Wahrnehmung seiner äußeren Zustände.

Mehr Sommer für alle!

Die warme Jahreszeit steht vor der Tür und wiedermal hofft man, dass dieses Jahr der Sommer besser wird als letztes Jahr. Vor allem in Hamburg hört man gerne Sprüche wie:
„Ich hoffe, dieses Jahr fällt der Sommer auf ein Wochenende“

oder solche Bilder wie in diesem Tweet festgehalten:

Solche Sprüche sind deshalb so beliebt, weil sie gut in ein Narrativ passen. Die Sommer in Deutschland sind schlecht und man muss in den Süden fliehen, um Sommer und Sonne abzubekommen. Gleichzeitig sind die Wörter Klimawandel und globale Erwärmung in aller Munde. Wie steht es also um den Sommer in Deutschland?
Ein Blick auf die vom Deutschen Wetterdienst bereitgestellten Daten helfen hier bei der Aufklärung. In diesem Blogpost werde ich folgende Punkte untersuchen:

  • Wie hat sich die Anzahl der Sommertage seit 1961 verändert?
  • Wie verhält sich die Niederschlagsmenge in den untersuchten Zeiträumen?

Als Daten werden die vieljährigen Mittel vom CDC_Center genommen. Um die geringste Überschneidung zu haben werden die Daten von 1961-1990 und 1981-2010 genommen.

Wie haben sich die Sommertage in den letzten 50 Jahren verändert?

(Datenanalyse github, Jupyter notebook auf drive und als html)

Das Kriterium für einen Sommertag ist die Tageshöchsttemperatur von mindestens 25° C. Der Deutsche Wetterdienst bietet vorbereitete Datensätze für die Anzahl der Sommertage in den Zeiträumen 1961-1990 und 1981-2010 an. Um einen Vergleich zu ermöglichen, habe ich die Jahresanzahl der Sommertage im Zeitraum 1961-1990 von der Jahresanzahl an Sommertage im Zeitraum 1981-2010 abgezogen.
Et voilà, die Anzahl der Sommertage für Gesamtdeutschland ist im Mittel um 7 Tage gestiegen. Das bedeutet, dass wir im Schnitt eine ganze Woche mehr Sommer haben als noch vor 50 Jahren, wobei besonders interessant ist, dass es keine Abnahme der Sommertage gab!

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Nun ist Deutschland fast 1000 km in seiner Nord-Süd-Ausdehnung und die Vermutung liegt nahe, dass die Zunahme an Sommertagen nicht gleich verteilt ist. Wenn man sich die Zunahme der Sommertage gegenüber der geographischen Breite anschaut, sieht man einen leichten Trend: Der Süden hat tendenziell mehr Sommertage dazubekommen als der Norden. Somit haben die Hamburger vielleicht doch ein bisschen Recht.

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Und was ist mit Tee? …ehh Regen?!

Aber wie sieht es mit dem Regen aus? Wenn es wärmer wird, verdunstet auch mehr, wodurch sich der Niederschlag erhöhen müsste.
Wenn man sich das nachfolgende Diagramm ansieht, dann scheint sich diese simple Hypothese zu bestätigen. Man sieht, dass der Mittelwerte bei ungefähr 30mm Niederschlagszunahme im Jahr liegt. Das bedeutet, dass es im Mittel im Zeitraum von 1981-2010 30mm pro Jahr mehr geregnet hat als im Zeitraum 1961-1990.

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Interessant sind die Extremwerte dieser Verteilung. Es gibt Regionen, wo es eine Abnahme von 250 mm Niederschlag pro Jahr gab und Regionen, wo es dieselbe Menge mehr an Niederschlag vorhanden war. Jedoch scheint es hier keinen Zusammenhang zwischen geographischer Breite und Niederschlagsmenge zu geben. Zumindest hier scheint es eine gewisse Gleichverteilung zu geben.

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Der Sommer wird kommen

Wir haben Mai und die ersten warmen Tage liegen bereits hinter uns und wie die Daten zeigen, werden vermutlich noch einige mehr auf uns zukommen. Wenn man also wieder mal auf Arbeit ist und die Sonne draußen scheint, keine Sorge, wir haben eine höhere Chance, schöne Sommertage zu genießen, auch wenn es vielleicht zwischendrin mal regnet.

Lebenslanges Lernen und Udacity

Früher gab es mehr Arbeitsfelder, die noch nicht durch neue Technologien umgewälzt wurden und sich dadurch über die Jahre kaum geändert haben. Dies hat sich mittlerweile komplett gewandelt und es ist gefühlt schon fast ins Gegenteil gekippt. Es gibt Arbeitsfelder, die sich so schnell erneuern, dass sie binnen kurzer Zeit entstehen, um alsbald darauf wieder obsolet zu werden. Um bei diesem rapiden Wandel mitzuhalten, hat sich das Konzept des lebenslanges Lernen etabliert, bzw. wird es propagiert. Es ist ein Begriff, um allen Menschen klar werden zu lassen, dass es nicht mehr genügt, einfach brav seine Arbeit zu erledigen und kann durchaus als Imperativ ausgelegt werden. Frei nach dem Motto: Wenn du dich nicht anstrengst, hast du die daraus resultierende Last selber zu tragen!

Dadurch wird Druck von „oben“ ausgeübt, der jegliche selbständige Lernfreude zerstört und die geschürte Angst erstickt jeden Lernwillen im Keim. Dies ist meiner Meinung nach eine vertane Chance, da Menschen, egal in welchem Alter, gerne etwas neues lernen.

Günstige Voraussetzungen fürs Lernen

Um wirklichen Lernerfolg zu ermöglichen, müssen unter anderem folgende Bedingungen erfüllt sein:

  1. Die Person sollte intrinsisch am Thema interessiert sein.
  2. Die Person sollte sich den Inhalt autodidaktisch erarbeiten.
  3. Das Lernmaterial sollte niederschwellig zur Verfügung stehen.

Nichts scheint den Lernerfolg mehr zu behindern, als das Gefühl etwas aus Druck und Angst durchführen zu müssen. Diese Gefühle sind aus evolutionsbiologischer Sicht essenziell, sicherten sie doch unser Überleben. Jedoch lassen sie unser Gehirn in einem primitiven, bzw. abgesicherten Modus laufen, um sich einer zeitgemäßeren Analogie zu bedienen. In so einem Zustand ist das Arbeiten deutlich erschwert, bzw. nicht möglich. Nur wenn das Gehirn Interesse an etwas empfindet, ist es gewillt, sich damit zu beschäftigen und das manchmal so intensiv, dass man die Zeit dabei vergisst.

Das Gehirn eignet sich neue Fähigkeiten an, indem es das zu Erlernende durch synaptische Verknüpfungen im Gehirn abbildet. Dies geschieht am besten, wenn dieser Prozess mehrmals durchgeführt wird, sodass sich die neue Information ins Gehirn gräbt und kortikale Karten entstehen. Aufgrund dieser Tatsache hat das autodidaktische Lernen einen meiner Meinung nach immensen Vorteil. Um sich etwas selber beizubringen, ist die Person gezwungen, sich auf unterschiedlichen Wegen dem Problem zu nähern. Dies führt wiederum dazu, dass diverse Bereiche des Gehirns aktiviert werden. Dieses verteilte Denken bedingt, dass Areale des Gehirns miteinander kommunizieren, die ansonsten nicht miteinander in Verbindung treten würden, was eine der Voraussetzungen für Kreativität ist.
Um es in den Worten von Isaav Asimov zu sagen:

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass autodidaktisch erworbenes Wissen, die einzige Art von Bildung ist, die es gibt.

Wenn die Person Interesse an einem Thema hat und sich damit beschäftigen möchte, steht sie vor dem Problem der Inhaltsbeschaffung und hier kommt die Technologie ins Spiel.

Niederschwelligkeit als Empowerment

Mit jeder neuen Technologie gab es auch immer wieder die Idee, diese zu nutzen, um das Lernen zu vereinfachen und die Menschen damit zu „empowern“, wie z.B. mit den Telekollegs. Durch das Internet ist diese Möglichkeit nun potenziert und gleichzeitig deutlich niederschwelliger, da nahezu jeder Mensch einen Internetzugang hat und zu fast jedem Thema in kürzester Zeit viel in Erfahrung bringen kann.

Der Ansatz, all diese Vorteile auf einer Plattform zu vereinen, scheint nur logisch, weshalb sich Anbieter wie Udacity gegründet haben.

Udacitys Konzept und (Lern)erfolg

Meiner Meinung nach verbinden Anbieter wie Udacity die oben genannten Punkte, weshalb der Lernerfolg sehr groß ist. Durch die hohe Qualität des Infomaterials wird einem schnell ein Einstieg ermöglicht. Udacity setzt auf kurze YouTube Videos, die es einem erlauben, ein Thema mehrmals anzuhören. In diesen kleinen Blöcken wird einem das Wissen vermittelt, dass dann in Übungen sofort vertieft wird. Dies hat einen immensen Vorteil gegenüber der klassischen Unterrichtsweise an Unis, wo ein 90-minütiger Vortrag gehalten wird, dem nach einer halben Stunde schon nicht mehr gefolgt werden kann. Darüber hinaus erhält jeder Kursteilnehmer einen eigenen Mentor, der einem bei Problemen hilft.

Durch Plattformen wie Udacity ist es möglich, sich mit einen Interessengebiet zu beschäftigen, sich diesem autodidaktisch nähern und dies auch noch mit sehr wenigen Materialien bewerkstelligen kann. Es ist nicht verwunderlich, dass diese Konzepte so erfolgreich sind.

Solche Plattformen vereinfachen es, sich ein Leben lang zu bilden, denn wie Asimov es schon sagte:

People think of education as something you can finish.

Das hat aber noch nie gestimmt.

Die Ecke des Herrn K.

Herr K. ist ein Mann mittlerer Statur, dessen Erscheinungsbild keinerlei Besonderheiten aufweist, würde er nicht mit stets aufgerichtetem Rücken durch die Straßen laufen. Diese Eigenart von K. ist jedoch die einzige nennenswerte Abweichung vom Durchschnitt.

Nach jedem Arbeitstag fährt Herr K. mit seinem Opel Astra nach Hause zu seiner Familie, mit der er in einer Doppelhaushälfte wohnt, die er über 20 Jahre abbezahlt. Dort wartet bereits der von Serotonin getränkte Hund auf ihn, dessen gesamtes Tagesziel daraufhin abzielt, der gesamten Nachbarschaft mitzuteilen, dass soeben sein Herrchen K. in die Garage gefahren ist und nun seine Füße aus dem Auto setzt. Danach trottet er Richtung Hauseingang und lässt das elektrische Garagentor sich schließen. Im Haus warten bereits sein 7-jähriger Sohn und seine 5-jährige Tochter auf ihn. Seine Frau steht dann zumeist in der Küche und er hört, wie ihre Stimme ruft: “Hallo. Wie war dein Arbeitstag, Schatz?” Die restliche Zeit des Abends verbringt Herr K. damit, Abendbrot zu essen, seinen Kindern zuzuhören sowie ein, zwei Worte mit seiner Frau zu plaudern und nachdem Sie die Kinder ins Bett gebracht haben, gemeinsam vorm Fernseher einzuschlafen, noch ehe das heute-journal zu Ende ist.

In diese Reihenfolge spielt sich jeder Abend ab.

Am morgen wacht er um 6.45 auf, geht duschen, rasiert sich, kocht Kaffee für sich und seine Frau, weckt die Kinder und fährt um 7.50 zur Arbeit. Auf dem Weg zur Arbeit kommt Herr K. an einem Haus vorbei, das Ihn jeden Tag aufs Neue fasziniert. Dabei ist es nicht explizit das Haus, was ihm eine Freude bereitet, sondern es die Ecke an dem Haus. Die Ecke zwischen Eilenburger Allee und Kurt-Wagner-Straße, die ihn jeden Tag aufs neue verzückt. K. versucht, jeden Morgen an der Ampel vor dieser Ecke zu stehen, um dieses Gefühl und die Atmosphäre, die diese Ecke für Herrn K. vermittelt, für eine weitere Minute aufzusaugen. Abgesehen von den Veränderungen der Namensschilder an den Klingeln, hat diese Ecke über die Jahre keinerlei Veränderung erfahren.

Sie hat weder Risse noch abgeplatzte Wandstücke. Keine Jugendlichen haben in Übermut ihre Namen auf die Fassade gesprüht und sogar das Schwalbennest, das links über dem Eingang hängt, wird seit neun Jahren genutzt. Es scheint so, als würde über diese Ecke eine Zeitglocke hängen, die alle Veränderung unterdrückt oder so unendlich langsam ablaufen lässt, das ein Mensch es nicht mitbekommt. Für Herrn K. strahlt diese Ecke eine innere Ruhe aus, die vor allem dann zum Tragen kommt, wenn die rötlich warme Frühjahrssonne ihr Licht auf diese Ecke wirft und sie dadurch eine goldene Aura der Gelassenheit bekommt. Durch das Zusammenspiel mit dem Licht und den Schwalben wirkt es so, als würde die Ecke allen vorbeikommenden Fußgängern und Autofahrern zurufen:

“Schaut her, Passanten. Was hetzt ihr euch so des Weges? Seit nunmehr 33 Jahren stehe ich hier und mache nichts und dennoch habe ich nichts von meiner Schönheit eingebüßt. Der Mensch hat mich an diesen Ort errichtet und die Natur mit dem künstlerischen Farbanstrich das Ihre dazu beigetragen. Ihr geht jedoch vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen”

Diese Konstankte auf Herrn K.s Arbeitsweg ist tief im Wesen von Herrn K. verwurzelt. Jedes Mal, wenn er in die Eilenburger einbiegt, erhöht sich sein Herzschlag merklich und er fiebert der roten Ampel entgegen, wie ein 5-jähriges Kind seinem kurz bevorstehenden Geburtstag.

Die letzten drei Wochen musste Herr K. einen Umweg zur Arbeit nehmen. Als er an der Ecke stand, sah er, wie drei Handwerker auf einem Podest anfingen, ihre Pinsel mit Farbe zu benetzen. Auf dem Podest hing ein Schild:

Kliemann GmbH – Ihr Spezialist für Fassadenrestaurationen

Weshalb das Internet Vorurteile verstärkt und nicht entkräftet

Wie jede neue Technologie hat auch das Internet einige Jahre, bzw. Jahrzehnte benötigt, um sich in unseren Leben einen festen Platz zu ergattern. Das Internet ermöglicht aufgrund seiner inhärenten Struktur die Umwälzung vieler Lebensbereiche und wird rückblickend als einer der vielen Technologiesprünge betrachtet werden – ähnlich wie die Eisenbahn, Elektrizität oder das Auto. Analog zu anderen Technologiesprüngen war die Etablierung des Internets von etlichen Heilsbotschaften begleitet. Die Heilsverheißungen des Internets besagten (unter anderem), dass nun bald jeder Mensch Zugang zum gesammelten Wissen der Menschheit haben wird, wodurch, so die hehre Idee, sie sich zum Besseren ändern wird. Eine nachvollziehbare Denkweise, liegt ihr doch eine wichtige Grundannahme des Menschen über den Menschen zugrunde.

Der Mensch ist logisch – logisch, oder?

Es scheint ein nicht angreifbares Axiom zu sein, dass der Mensch ein rational agierendes Wesen ist, das durch gedankenvolle Abwägung mehrere Argumentationspunkte ein Urteil fällt und dessen Allgemeingültigkeit für alle Zeit gelten wird. Diese Grundannahme wurde nicht nur durch die Arbeiten von Kahnemann und Tversky widerlegt, die dafür sogar mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet wurden. Es reicht bereits, ein scharfes Auge für seine Umgebung zu haben und es wird offensichtlich, dass Menschen in der Lage sind, rational zu handeln, es aber vorziehen, im Affekt zu reagieren.

Gemäß dieser vorherrschenden Logik war es unausweichlich, dass wir auf ein Jahrtausend der Glückseligkeit zusteuerten. Nun ist das neue Jahrtausend schon bald zwanzig Jahre alt und wir sind immernoch dieselben Menschen mit all unseren Fehlern und Eigenheiten geblieben. Das Internet hat uns nicht zu besseren Menschen werden lassen, aber der Mensch hat das Internet gemäß seiner Wesenszüge geformt. Es gibt Orte im Internet, an denen der Mensch rational diskutiert, jedoch ist ein nicht minder großer Anteil ein Raum für die weniger erstrebenswerten Neigungen geworden.

Die These des streng logischen Menschen gehört schon längst auf den Scheiterhaufen der wissenschaftlichen Annahmen. Die Idee, dass durch leichteren Zugang zu Informationen die Menschheit edler wird, hätte bereits im Vorfeld revidiert werden müssen. Schließlich gab es in den 90ern bereits flächendeckend Bibliotheken, Zeitungen, Radios sowie Fernseher und die Gesellschaft war mehr als bestens informiert. Dennoch war die Menschheit weit entfernt von einem ideellen Menschen, wie er von diversen Philosophen, Theologen oder Wissenschaftlern gewünscht wird.

Höhere Reichweite bedingt einfachere Inhalte

Die immer größere Reichweite der Medien hat aber einen immensen Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung derselben. Immer, wenn ein neues Massenmedium entstanden ist, bewirkte dies zweierlei. Zum einen konnten nun größere Landstriche deutlich kostengünstiger mit Informationen versorgt werden. Andererseits stellte die Ausbreitung nun andere Anforderungen an den Inhalt dar. Auf dem ersten Blick erscheint es offensichtlich, dass eine Ausbreitung der Information erstrebenswert ist (s. oben). Um jedoch von dem Verkauf zu leben, müssen nun deutlich mehr Inhalte monetär umgesetzt werden, da die Produktionskosten für alle gleichzeitig fallen. Das bedeutet also, dass man die Inhalte so gestalten muss, dass sie vielen gefallen. War es vorher ökonomisch sinnvoll oder zumindest erwägbar, spezielle Inhalte zu erstellen, müssen Massenmedien den Geschmack der Masse treffen. Das kann man oftmals am besten erreichen, wenn man den Menschen bereits Bekanntes gibt. Denn für das menschliche Gehirn ist das Verdauen von bereits Bekanntem einfacher, als etwas Neues zu lernen. Denn etwas Neues lernen ist mit Anstrengungen verbunden und das versucht die Natur zu unterbinden.

Es könnte also sein, dass die immer größer werdende Reichweite genau den gegenteiligen Effekt hat, als man annimmt. Die Welt wird zwar theoretisch vielfältiger, aber inhaltlich neigt man dazu, auf bekannten Wegen zu wandern.

Stereotypzementierung durch das Internet

Das Internet hat eine Zäsur in der Informationshoheit bewirkt. War früher die Deutungshoheit bei den Redakteuren und Redakteurinnen hat nun jede und jeder die Möglichkeit, seiner Kreativität und Meinung im Internet freien Lauf zu lassen. Da dies nun aber jeder machen kann, bedeutet es auch, dass man oftmals lauter schreien muss, um gehört zu werden. Vermutlich einer der Gründe, weshalb die Feststelltaste so beliebt ist.

Meine Theorie ist, dass das Internet und vor allem Seiten wie reddit, 9gag oder andere Aggregatoren eher dazu beitragen, Vorurteile zu verfestigen als sie aufzubrechen. 

Die Idee hinter diesen Seiten fußt in der Schwarmintelligenz. Was viele Personen gut finden, sollte auch eine Bühne haben, um Gehör zu finden. Dieser meritokratische und basisdemokratische Ansatz funktioniert gut auf Papier, jedoch führt er dazu, dass die referenzierten Inhalte, eine Schwelle des Bekanntheitsgrades überschreiten müssen – et voilà: Man greife zu Stereotypen. Dies hat zur Folge, dass diese immer wieder auftauchen, wodurch ein Stereotyp zementierender Zyklus entsteht.

Das Internet ist teilweise genau das Gegenteil geworden, für das es augenscheinlich am besten geeignet ist. Es hat die Meinungen der Menschen und die Menschen selbst nicht grundlegend geändert, sondern neigt dazu, dieser immer weiter in Ihren derzeitigen Annahmen zu bestärken. Erst wenn man sich dieses Mechanismus bewusst ist, kann man neue Wege gehen und die Vielfalt nutzen.

Urlaub – oder das falsche Erholungskonzept

Die Temperaturen steigen, die Tage sind lang und allmählich rückt für die meisten Menschen der längste Zeitraum des Jahres näher, in dem sie endlich mal Zeit für sich haben werden. Kurz gesagt, der Jahresurlaub steht vor der Tür. Schnell werden noch alle möglichen Projekte angeschoben, Übergaben vorbereitet und die Abwesenheitsnotiz für die automatisierte Antwort hinterlegt:

Dear Sir or Madame,

I will be out office until the 20th August and will have limited access to my email. In urgent cases contact my colleague.

Please note your email will not be forwarded.

(Honestly though, I don’t care what happens for the next weeks)
Gut, das in den Klammern wird meist nur gedacht.

Bis zu drei Wochen am Stück frei! Da muss schon gut überlegen, was man mit soviel Zeit anstellen möchte, denn auch im Urlaub gilt: Zeit – und Nutzenoptimierung. Es gebe ja fast nicht Schlimmeres, als nach dem Urlaub wieder auf die Arbeit zu kommen und sagen zu müssen, dass das gebuchte Ferienhaus ein totaler Reinfall, oder dass das zwei Sterne Strandhotel noch zwei km vom Strand entfernt war und der eigene Nachwuchs dazu noch mit den Temperaturen nicht klar kam und einem auch im Urlaub keinen Schlaf gönnte. Denn es gilt der Imperativ, dass der Urlaub erholsam und auffrischend zu sein hat, damit man jetzt wieder voller Energie in die Arbeit steigen kann.

Die Frage, die sich hierbei jedoch stellt ist, ob diese Form der Erholung gut gewählt ist? Denn im Konzept von Urlaub schwingen mehrere Grundannahmen mit, die meiner Meinung nach diskussionswürdig sind.

Stress als Zeit- und Arbeitsdarhlehen des Körpers

Der Urlaub wirkt umso gegönnter je gestresster der Mensch vor Urlaubsantritt war. Am besten wird die Belastungsgrenze fast erreicht oder ist schon dezent überschritten, denn dann wurde der Körper an sein Maximum getrieben und kann jetzt versuchen, sich wieder aufzuladen. Schade nur, dass der Körper dann meist richtig in sich zusammensackt und sich die Erholungsphase samt horrender Zeitzinsen zurückholt.

Meine These ist, dass die Wirkung von Stress analog zum Konzept eines Dispokredits verstanden werden kann. Wenn für kurze Zeit hohe Energie und Leistung benötigt wird, ist der Körper gerne dazu bereit, einem zu helfen. Ähnlich wie in einer Bank, die einem trotz des Kontoüberzugs nicht gleich die Gerichtsvollzieher vor die Tür stellt. Sie weiß, dass sich das Konto wieder füllen wird. Wenn das Konto permanent im Soll bleibt, überlegt sich die Bank nochmal, ob die Option mit den Gerichtsvollziehern nicht doch valide ist. Wenn der Körper hingegen im permanenten Stress ist, dann kann er nur durch das Ziehen der Notbremse das Konto wieder füllen.

Diesem Argument folgend bedeutet es (überspitzt), dass man durch den Urlaub gar nicht wirklich ins Stresshaben kommt, sondern nur seinen Dispo tilgt und danach eventuell schon wieder anfängt, im Stresssoll zu leben. Die Arbeit müsste so gestaltet sein, dass sie zwar anspruchsvoll ist, denn Bore-out ist nicht viel besser als Burn-out, aber Urlaub sollte einem die Möglichkeit geben, sich tatsächlich nachhaltig zu erholen und nicht nur Schadensbegrenzung zu betreiben.

Vorausgesetzt man kommt tatsächlich zur Ruhe.

Urlaubsgentrifizierung und Statussymbol

Wenn es einem denn gegönnt ist, tatsächlich zur Ruhe zu kommen, dann muss der Urlaub aber schon besonders sein. Urlaub an der Ostsee und das, obwohl man noch nicht mal Kinder hat? No way!

Junge Deutsche verbringen Ihren Urlaub in Südostasien, Südamerika oder mittlerweile auch im Iran, da wo es entweder gut und günstig oder der Massentourismus noch nicht angekommen ist und man noch „authentisch“ die hiesige Kultur aufsaugen kann. Es reicht nicht, dass man sich einfach zu Hause in der Hängematte erholt. Mehrere tausend Meilen müssen zurückgelegt werden, um sich Klimabedingungen aussetzen, die man als Westeuropäer kaum aushält und die ersten Tage mit Montezumas Rache verbringen muss, da man das Essen nicht verträgt. Mir kommt es so vor, als wäre der Urlaub nicht primär zu Erholung, sondern vor allem zum Erlangen von Status da – in der internet-genehmen Währung von Likes und Shares.

Zumal auch noch die Ökologiekeule geschwungen und angeprangert werden kann, dass das massenweise Pilgern nach Südostasien der Umwelt schadet, das empfindliche Ökosystem durch zu viele Touristen stark beschädigt und die Infrastruktur dem Zusturm der Gäste nicht standhält.

Die Entwicklung des Tourismus folgt dabei ähnlichen Prinzipien wie denen der Gentrifizierung.

  1. Zuerst durchforsten die Individualtouristen die noch unbekannten Gebiete dieser Welt und kultivieren eine Sub-Kultur des hippen Reisens.
  2. Die Region wird immer bekannter und öffnet sich für eine breitere Besucherschicht.
  3. Durch den Tourismuszuwachs kommt Geld ins Land, Investoren wittern eine gute Anlage und nach ein paar Jahren oder Jahrzehnten gibt es Bettenburgen und Massentourismus.
  4. Die Individualtouristen sind angewidert und die Karawane zieht weiter.
  5. Gehen Sie zurück zu Schritt 1

Eine Lesart dieses Phänomens ist, dass Individualtourismus den Weg für den Massentourismus ebnet. Aus dem ehrbaren Interesse an der Kultur wird irgendwann ein Partymeile. Somit bewirkt man mit wohlgemeinten Absichten eine entgegengesetzte Wirkung.

Arbeit und Leben neu denken – Urlaub abschaffen

Wenn der Urlaub nur dazu da ist, um sich für eine kurze Zeit auf den Normalzustand zu bringen und gleichzeitig versucht wird, sich via Fotos zu inszenieren, sollte das Konzept „Urlaub“ überdacht werden. Was nützt es, wenn man Zeit, Mühe und Geld aufbringt, nur um im Nachhinein für eine kurze Zeit entspannt gewesen zu sein? Die Umkehrung des Prinzips scheint viel schlüssiger.

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Anstelle nur im Urlaub auf der Hängematte zu liegen, empfehle ich, die Hängematte nach hause zu holen und dann den Urlaub sein zu lassen

Wie wäre es denn, wenn das Leben so organisiert wäre, dass der Urlaub abgeschafft werden könnte?

Für viele Menschen ist der mit jedem Tag näherkommende Urlaub der Leuchtturm, der sie durch den Arbeitsalltag leitet. Jeden Tag quälen sie sich aus dem Bett und kämpfen gegen Ihre innere Überzeugung an. Das ist purer Stress und verleitet einem dazu, nur auf die Zukunft zu blicken anstatt im Hier-und-Jetzt zu leben. Wenn die Arbeit so gestaltet wäre, dass sich die Abneigung ihr gegenüber verringert, eventuell sogar in eine Zuneigung umschlägt, dann empfinden die Menschen eine intrinsische Motivation. Natürlich wollen einige Arbeitgeber wollen diesen Effekt ausnutzen und leider scheint unsere Welt (derzeit) so konstruiert zu sein. Da ist es doch nur sinnig, zumindest mit einem guten Gefühl ausgenutzt zu werden und nicht unter dem Joch einer imaginären Peitsche zu leiden.

Für das eigene Wohlbefinden ist die intrinsische Motivation ein, wenn nicht sogar der ausschlaggebender Faktor. Ein einfacher Schritt, um dies zu erreichen, ist, den Leuten zu verdeutlichen, dass ihre Arbeit immer jemanden hilft. Sei es eine Handwerkerin, die für jemanden ein Fenster einbaut, ein Ingenieur, der für einen Kunden eine Maschine entwickelt oder eine Bankerin, die einem jungen Paar die Möglichkeit des Hausbaus bietet. Allen Formen der Arbeit ist gemein, dass sie etwas für jemanden tun, egal ob direkt oder indirekt. Wenn man sich das vergegenwärtigt, dann steigt die eigene Wertschätzung gegenüber der eigenen Tätigkeit. Wenn man hierzu noch die Option bietet, flexibel zu arbeiten, dann ist vielen Menschen schon geholfen. Denn es gibt Menschen, die möchten sich in Arbeit schmeißen und gehen darin auf und es gibt Menschen, die möchten eher Aktivitäten neben der Arbeit nachgehen.

Wenn die Menschen sich daheim wirklich so wohl fühlen, dass sie nicht mehr nach der Ferne streben, dann müssen auch keine Bettenburgen an Strandküsten gebaut werden und die Städte würden nicht an der Überlastung durch Touristen ersticken. (Gut, Touristen bringen natürlich auch Geld und Entwicklungspotential mit, aber wie viele davon vor Ort profitieren, ist schwer zu beziffern und soll hier nicht weiter diskutiert werden).

Goethe hat sich auch schon mit dieser Thematik beschäftigt und hat seine Erkenntnis in einem wundervollen Vers festgehalten.

Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da.

(Goethe, 1827)

So oder so – die Menschen könnten sich ihr Leben so gestalten, dass sie von ihm keinen Abstand brauchen und somit auch der Urlaub obsolet wird. Schließlich hat sich unser soziales Wohlbefinden in der Savanne nicht dadurch entwickelt, dass wir 40-50 Stunden die Woche gearbeitet haben und dann drei Wochen lang nicht. Wir sind dazu programmiert, immer wieder etwas, aber nicht permanent alles zu tuen.

Um den Stress unserer heutigen Welt Herr zu werden, gibt es auch eine bessere Taktik als Urlaub. Unser Wohlbefinden wird maßgeblich durch das soziale Netz um uns herum beeinflusst und dies hilft viel eher Stress abzubauen. Die Menschen, die einem wichtig sind, sind auch selten in Südostasien unterwegs, sondern eher ein paar Fußschritte entfernt.

Der sprachbildungspolitische Auftrag von Netflix und Co.

Ich bin im hohen Norden von Deutschland aufgewachsen und kam dadurch viel mit Dänemark in Berührung und war insgeheim immer ein wenig neidisch auf die Dänen, da sie meistens gut deutsch sprachen, man selber jedoch nur die typischen und leider oft despektierlichen Floskeln konnte. Später habe ich dann auch noch gemerkt, dass Sie nicht nur gut deutsch sondern auch nahezu perfekt englisch sprachen. Mit fortschreitendem Alter merkte man dann, dass dies nicht nur für die Dänen, sondern für ganz Skandinavien gilt.
Wenn man sich anschaut, was diese Länder gemein haben, dann fallen mehrere Aspekte auf. Zum einen sind die Sprachen miteinander verwandt, sodass das erlernen vereinfacht wird. Zum anderen ist das allgemeine Bildungsniveau in den jeweiligen Ländern sehr hoch. Dennoch erklärt dies nicht, weshalb die Sprachkenntnisse im Englischen frappant besser sind. Die deutsche Sprache ist mit dem Englischen ebenfalls verwandt und der Bildungsstand in Deutschland steht dem der skandinavischen Ländern in Nichts nach.
Der vermutlich ausschlaggebende Grund für den Niveauunterschied in der Sprachkenntnis liegt in der Abwesenheit von Übersetzungen von Filmen und Serien. In allen Ländern, in den Filme und Serien nicht übersetzt werden, ist das Sprachniveau im Englischen höher als in Ländern mit einer existierenden Übersetzerszene. In Ländern wie den Niederlanden, Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland werden Filme im Orginal mit Untertiteln (OmU), wenn nicht sogar in der Originalversion (OV) gezeigt. Nur bei Kinder- und Animationsfilmen werden Ausnahmen gemacht. Dieser Sachverhalt rührt daher, dass Übersetzungen deutlich teurer sind als Untertitel, hat aber einen angenehmen Nebeneffekt. In Vergleichstest, wie dem EF EPI (English Proficiency Test), wird dieser Zusammenhang immer wieder deutlich. All diese Länder schneiden überdurchschnittlich gut in ihren Englischkenntnissen ab. Dies ist eine klassische Win-Win-Situation – man spart Geld und die Menschen werden dennoch gebildet. Ein Traum für jeden Politiker oder Manager!

Soweit, so bekannt. Natürlich versucht man hier gegenzuwirken und engagierte Lehrer bemühen sich mit Herzblut, ihren Schülern die Liebe für die englische Sprache näher zu bringen und Eltern geben Unsummen für Auslandsaufenthalte, Sprachkurse oder Nachhilfestunden aus. Dabei kann die Lösung deutlich günstiger sein.

Denn meiner Meinung nach werden Video-on-Demand-Anbieter dazu beitragen, dass die durchschnittlichen Sprachkenntnisse im Englischen und vielleicht sogar in weiteren Sprachen steigen wird und dafür nicht mal gepaukt werden.

Bereits jetzt hat ein Großteil der Deutschen einen Netflix oder Amazon Video Zugang. Vor allem unter jungen Leuten ist das VoD-Prinzip beliebt, da es zu deren Lebensweise passt. Der immense Vorteil, den dieses Konzept gegenüber dem traditionellen Fernsehen hat, ist die Mehrsprachenfunktionalität. Man kann nun ganz entspannt zwischen der englischen Originalversion, der OmU-Version oder der übersetzten Version wechseln. Dabei darf man nicht vergessen, dass man nicht nur englische Filme zur Auswahl hat, sondern auch Französische, Spanische, Italienische oder Türkische. Oftmals kann man bei Eigenproduktionen von Netflix eine dieser Sprachen und dazu beliebige Untertitel auswählen.

Was das für Möglichkeiten bei dem Erlernen von Fremdsprachen ermöglicht!

Man muss sich nur in Erinnerung rufen, wie oft man stupide Vokabeln oder Grammatik lernen musste. Anstelle von drögem Grammatik- und Vokabelpauken, könnte man Schülern die Hausaufgabe aufgeben, dass sie die Serien House of Cards im englischen auf Netflix schauen sollen. Dort lernen sie etwas über die Amerikanische Politikstruktur (zugegeben etwas überspitzt dargestellt) und können en passent ihr Englisch verbessern. Dies gilt aber nicht nur für Schüler. Für jeden Erwachsenen ist es vermutlich sinniger, dass er eher eine Serie im OmU schaut und die Zeit nicht in der VHS verbringt.

Meiner Meinung nach gibt es noch einen weiteren Punkt, der ins Gewicht fällt. Durch die Übersetzung geht ein Teil des Charakters des Films verloren. Es ist fast nie möglich, den Klang und den Timbre einer Stimme bei Übersetzungen zu erhalten und dabei legen Regisseure ein großes Augenmerk darauf, dass ihr Film wie eine Gesamtkomposition wirkt. Zusätzlich sieht es immer ein wenig falsch aus, wenn die Lippen sich nicht passend zum Ton bewegen.

Es ist eigentlich schade, denn Deutschland und Frankreich hatten bereits so einen Weg mit dem Kooperationsprojekt „arte“ eingeschlagen. Dort wurden französische Filme und Beiträge immer nur in OmU gezeigt. Dieser Weg hätte weitergegangen werden müssen. Leider haben sich altbewährte Gewohnheiten durchgesetzt.

Doch es ist nie zu spät!
Deshalb plädiere ich dafür, dass man jedem Schüler einen Zugang zu einem Streamingdienstleister anbietet. In zwanzig Jahren werden wir merken, dass Deutschland zu den Spitzenländern aufschließen wird und das fast ohne Anstrengung! Auch wenn die Rechnung  gemein ist, aber vermutlich könnten einige Lehrerstellen für Fremdsprachen gespart werden, wenn man Schülern diese Möglichkeit bietet.

Somit übernimmt Netflix jetzt schon einen bildungspolitischen Auftrag, den eigentlich der öffentlich Rundfunk übernehmen sollte. Der sendet jedoch immer noch alles nur in deutsch und hält alle Beiträge nur für eine Woche vor. Die Möglichkeiten sind vorhanden, man muss nur den Mut haben, sie auch zu nutzen.